Clean von Juno Dawson: Ein schwerer und harter Weg aus der Sucht
Clean von Juno Dawson
Ich mag Bücher mit realistischen Geschichten, die schwere Wege und tiefgründige Einblicke dem Leser gewähren. So ist Clean von Juno Dawson ein Buch, das den Weg aus der Sucht hier schonungslos und hart aufführt. Auch wenn hier aus der Welt der Reichen alles was einfacher und schöner dargestellt wird- so ist es ein harter und schwerer Weg, den die Personen gehen müssen. Ich war vorab also sehr gespannt – wie das ganze sich gestaltet und umgesetzt wird.
Worum geht es in Clean genau:
Lexi ist reich, cool, ein It-Girl – und heroinsüchtig. Nach einer Überdosis landet sie in der Clarity-Klinik. Ihr Entzug ist hart, die Therapie schier unerträglich, vor allem die Treffen mit den „Mitinsassen“: Aufputschmittel-Junkie Saif, Trans-Mädchen Kendall, Guy mit der Zwangsneurose, Bulimikerin Ruby, Ex-Kinderstar Brady. Doch ausgerechnet diese fünf werden zu echten Freunden. Und Brady vielleicht mehr. Lexi öffnet sich vorsichtig, beginnt ihr zerstörerisches Leben zu hinterfragen. Aber ist ein anderer Weg überhaupt möglich?
— Ein Buch, das unter die Haut geht: scharfsinnig, scharfzüngig und schmerzlich realistisch! —
Süchtig sind doch nur andere
So in etwa sieht es Lexi – die von ihrem Bruder “gekidnappt” und in eine Luxus-Entzugsklinik gebracht wird. SIE hat doch keine Probleme – was soll das. SIE hat doch alles im Griff und will sich ja nicht umbringen weswegen SIE nicht versteht, warum ihr Bruder ihr das antut. Mit dieser Denkweise und noch total high und fix und fertig wird sie in die Klinik gebracht. Auf dramatische und harte Art und Weise wird sie mit der Entwöhnung konfrontiert – wobei ihr auch das nicht verdeutlicht, wie abhängig sie doch von den Drogen ist.
Für Lexi besteht das Leben aus Party, Spaß, Shoppen und Drogen – und da sie aus wohlhabendem Hause kommt sind ihr finanziell keine Grenzen gesteckt. Ihre Eltern leben getrennt und sind beide sehr beschäftigt mit ihrer Karriere.
Lexi genießt dieses freie Leben – und hat sich ganz schön verrannt. Als sie dann auch noch in dieser Entzugsklinik landet, nach einer Überdosis, reagiert sie dementsprechend zynisch, kaltherzig und uneinsichtig – sie ist doch nicht süchtig, nur die anderen.
Knallhart – Schonungslos – Ehrlich
Das ist es nicht die ganze Zeit. Während zu Beginn alles knallhart, schonungslos und ehrlich hier aufgeführt wird – so wirkt es gegen später teilweise nicht mehr ganz so glaubwürdig und ehrlich – sondern wird eher beschönigt. Da hätte ich mir mehr Glaubwürdigkeit auch für den hinteren Teil der Story gewünscht. Das lief dann doch alles zu glatt und zu einfach – denn wir wissen doch – der Weg aus der Sucht ist nicht einfach.
Wer hier aber nur auf sanfte Worte hofft – dem will ich gleich mal den Wind aus den Segeln nehmen. Fäkalausdrücke, Beleidigungen unter der Gürtellinie und zynische Aussagen sind hier passend zur Story vorhanden. Es trifft es aber auch perfekt – denn anders wäre alles ein reines Märchen. Darum bin ich von dem Schreibstil der Autorin Juno Dawson sehr angetan – passt es doch klasse zur Thematik und wird hier nichts mit Samthandschuhen beschönigt. Auch wenn es, wie schon erwähnt – zum Ende hin dann doch sehr EASY alles wirkt.
10 Schritte – Der Weg aus der Sucht und zu sich selbst
In 10 Schritten werden die Süchtigen auf den Weg gebracht, von den Drogen wegzukommen und zu sich selbst zu finden. Doch dazu müssen sie erstmals erkennen, dass sie ein Problem haben. Was für Lexi nicht gerade einfach ist. Es war interessant und spannend, sie auf diesem Weg zu begleiten – und es dauerte, bis sie einsichtig wurde und ihr Problem auch als Problem erkannte und annahm. Der erste Schritt war somit getan und die anderen konnten folgen.
Freunde – die unterschiedlicher nicht sein können
Ja, auch Freunde finden sich auf diesem Weg – jeder mit anderen gewaltigen Problemen und Süchten, die ebenfalls sehr interessant hier aufgeführt wurden. So bekam man gerade auch von Lexi allerhand Einblicke, wie sie überhaupt in dieser Sucht landen konnte. Auch die anderen Personen haben große Probleme – die hier angesprochen und aufgeführt werden.
Am besten hat mir Sasha gefallen – ein Mädchen von der Straße, die hier in dieser Entzugsklinik die Möglichkeit bekommt, von ihren Süchten freizukommen. Sie ist so derbe extrem – dass es echt erschreckend war. Aber sie kam mir am ehrlichsten und glaubwürdigsten rüber, da sie nicht so einfach den Entzug mitmachte. Da steckt aber auch viel mehr noch dahinter, was ich natürlich nicht verraten möchte.
Freunde wurden also nicht alle untereinander – es geht auch nicht für alle die Sache gut aus – doch so ist das mit den Drogen eben.
Ein spannendes Jugendbuch mit nicht ganz realistischem Ende
Clean ist ein interessantes Jugendbuch, das auch gelesen werden sollte. Wenn es mir auch gegen Ende hin nicht mehr ganz so gut gefallen hat, wie zu Beginn – so wird hier doch sehr schonungslos von der Suchtgefahr hier berichtet. Ein Happy End gibt es nicht für alle – aber es wird ein relativ entspanntes und ja, auch akzeptables Ende hier aufgeführt – was in der Realität sich wahrscheinlich nicht so einfach gestaltet.
Ich hätte mir die knallharte Realität und Ausführung, die zu Beginn hier aufgeführt wird, auch für das Ende gewünscht. Wenn schon sehr realitätsnah dann komplett. Aber so ist das mit Geschichten eben – man kann sie verändern und anpassen – die Realität dann auch mal außen vor lassen – nur ob das immer, gerade auch bei diesem Buch – das Beste ist? Ich wag es zu bezweifeln – aber nehme es so hin 😉
Das Buch wurde mir vom Verlag als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.
Mehr über Juno Dawson
Juno Dawson veröffentlicht regelmäßig Beiträge in diversen Magazinen und Zeitungen, u. a. im Guardian und in Glamour. Vor allem aber schreibt sie spannende Romane und engagierte Sachbücher für Jugendliche. Ihre Geschichten wurden mehrfach ausgezeichnet und in viele Sprachen übersetzt. Nachdem sie bis dahin als James Dawson gelebt hat, gab sie 2015 ihre Umwandlung zur Frau bekannt. Juno Dawson lebt und schreibt in Brighton.